Meine Freundin Suse

 

„Das muss ein Ende haben“, hatte sie gesagt. Und für ein Ende gesorgt.

 

Meine Freundin Suse war ein richtiger Glücksgriff für den Laden. Der kleine Buchhandel, den ich aufgemacht hatte, wollte nicht recht laufen, obwohl er so günstig auf der Langgasse mitten in der Fußgängerzone lag. Ich muss zugeben, dass ich einfach kein Händchen für den Umgang mit den Kunden hatte, zu ungeduldig war, wenn sie Beratungen erwarteten und zu überheblich, wenn sie die Inhalte der letzten Bestseller mit mir diskutieren wollten. Dabei war ich auf den Laden angewiesen. Nach dem Tode meines Mannes Arthur hatte ich alles verkauft und war hierher nach Wiesbaden gezogen. Von dem zunächst beträchtlichen Vermögen war nicht mehr viel übrig und ich brauchte die Einnahmen aus dem Laden, wenn ich nicht untergehen wollte.

Suse hatte sich im letzten Frühjahr als Verkäuferin beworben. Ihre magere Figur in den knallroten Jeans und dem flotten Shirt entsprach so gar nicht meiner Vorstellung von einer seriösen Buchhändlerin, aber ihre fröhliche Ausstrahlung nahm mich ebenso für sie ein wie die Sommersprossen, die ihrem Gesicht etwas Schalkhaftes gaben. In kürzester Zeit brachte sie das Geschäft in Schwung. Sie änderte das Konzept der Dekoration – frischte mit Farbe und Pep den Laden auf – und war wunderbar natürlich im Umgang mit den Kunden. Auch mit ihrem Gespür dafür, welche Bücher wir in unser Sortiment aufnehmen sollten, lag sie fast immer richtig. Jetzt, gegen Ende des Sommers, zeichnete sich ab, dass sich mein kleiner Notanker in ein profitables Unternehmen umzuwandeln begann.

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